Samstag, 8. Februar 2014

Vorwort

Bereits Monate bevor wir, mein Mann und ich, beschlossen, ein Kind zu zeugen, verbrachten wir Stunden, nein, Tage damit darüber zu sprechen und zu diskutieren, wie wohl alles sein würde. Wie wir „es“ machen wollten. Genau genommen, wer wie lange zu Hause bleibt, wer seinen Job eine Zeit lang hinten anstellt, oder ob das überhaupt jemand tun muss. Wir waren uns schnell einig, dass wir uns die Karenz teilen wollten, dass wir uns außerdem für die Variante des einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeldes entscheiden würden oder, im Falle dass die andere 12+2 Variante des pauschalen Kinderbetreuungsgeldes wirtschaftlich sinnvoller wäre, eben diese.

Aber nicht nur das. Ich im speziellen wollte, dass mein Mann im Detail auf das Leben mit einem Kind vorbereitet sein würde und sich auch der Veränderungen bewusst sein sollte. Ich bestellte Buch um Buch, vorwiegend „autobiographisch“ angehauchte Literatur, in welcher schonungslos dargestellt wurde, wie anstrengend und mühsam die ersten Monate mit Baby sein würden. Ja, sogar einen Roman, in dem ein Mann sich ganz alleine um das Kind kümmert, weil die Mutter des Kindes arbeiten geht und nicht zu Hause bleiben will, habe ich besorgt und meinem Mann vor die Nase gelegt. Er hat dieses Buch, und auch die anderen, verschlungen und war teilweise entsetzt darüber, wie benachteiligt Männer in der Kindererziehung behandelt werden und wie wenig selbstverständlich es immer noch ist, dass Männer in Kinderbetreuung und -erziehung miteingebunden werden.

Wie auch immer könnte man also sagen, wir waren gut vorbereitet. Zumindest besser als viele andere. Wir hatten keine Illusionen über „das Leben danach“.
Wir haben die Rechnung leider ohne die Schwangerschaft gemacht. Mindestens ich hatte diesen Teil, diesen ziemlich großen Teil, einfach ignoriert, nicht beachtet, so als ob 9 Monate wie im Flug vergehen würden und eine Schwangerschaft kein besonderer Einschnitt im Leben sein würde.
Bullshit.
Und das ist auch einer der Gründe für diesen Blog. Niemand, wirklich niemand, hat mich auf diese Zeit vorbereitet. Ja, man kann im Internet alle möglichen Websites finden, in welchen im Detail die Entwicklung des Babies erklärt wird. Ja, sogar Apps gibt es mittlerweile. Vermutlich kann man alles finden. Nur die Wahrheit nicht.
Niemand bereitet einen auf die Vorurteile und Klischees vor, mit denen man plötzlich konfrontiert ist. Niemand erzählt einem ehrlich, wie furchtbar die ersten 3-4 (in meinem Fall 6) Monate sein können. Vor allem erwähnte niemand die Intensität, die eine Verleugnungs- und Verdrängungsphase haben kann.

Nun, ich habe es am eigenen Leib erlebt: die Diskriminierungen, die Rollenzuschreibungen, die Vorurteile, das Verdrängen und Verleugnen und zu guter Letzt, die körperlichen Symptome. Und da ich denke, dass es auch anderen Frauen so erging und ergehen wird, schreibe ich dies nun hier nieder. Als Stütze. Als „Ratgeber“. Als Erzählung. Oder vielleicht auch nur um anderen Frauen und Männern zu zeigen: ihr seid nicht alleine.


1 Kommentar:

  1. Liebe Nina!
    Super Sache, dieser Blog. Ich finde es toll, dass du die Dinge beim Namen nennst und kein Problem damit hast zu sagen, dass auch eine Wunschschwangerschaft nicht nur rosa Wölkchen und tralala ist. Bei mir wird's zwar noch ein bisschen dauern, aber ich sehe mich schon diese Seite aufrufen, wenn ich dann mal Ansprache oder Verständnis brauche, die mir mein Umfeld nicht bieten kann oder will.
    Kudos auch dafür, dass ihr euren Weg geht und euch nichts dreinreden lasst. Obwohl ich da bei dir eh keine Angst hätte ;)
    Toi toi toi und alles Gute euch dreien!

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