Sonntag, 13. September 2015

Mommy-Wars oder auch Schwiegermama-Wars

Es ist ja fast schon zu abgedroschen, Konflikte mit der Schwiegermutter zu haben. Aus Erzählungen von Freunden und Bekannten kenne ich ja nur zwei voll gültige Varianten: 
a) wir reden gar nicht miteinander/haben den Kontakt abgebrochen/gehen uns aus dem Weg und 
b) ich habe so ein Glück solch eine tolle Schwiegermama zu haben.

So weit so gut. Bis zur Geburt unseres Sohnes dachte ich, ich gehöre wenn dann am ehesten zur zweiten Gruppe, was sich nach der Geburt rasch relativierte und momentan einem neuen Höhepunkt zusteuert.
Schwiegermama, wir wollen sie hier mit Schwimu abkürzen, hat eine ganz andere Sozialisation und damit Kindheit und eigentlich überhaupt Leben erfahren. Und obwohl es immer wirkte als wäre sie ganz zufrieden mit der Wahl ihres Sohnes mich als Ehefrau zu erwählen, scheint sich das Blatt nun zu wenden.
Gestern wurde mir, und eigentlich ALLEN arbeitenden Müttern, vorgeworfen, dass wir dadurch, dass wir nicht zu Hause bleiben, die Selbstaufgabe derer, die in den 80er und 90er Jahren nur für ihre Kinder da waren, verhöhnen und ausspotten und klein machen.

Da haben wir es also wieder. Nicht nur bin ich schuld, wenn sich Mütter meiner Generation schlecht fühlen, weil sie mit ihrem Studium nach Geburt des ersten Kindes nichts mehr anfangen und sich zur Hausfrau entscheiden, nein, ich bin jetzt für die Tränen und das "sich-unwichtig-fühlen" der Generation davor auch noch schuld.
Na bravo.
Als würde der regelmäßige Klaps auf den Hinterkopf vom Staat Österreich, fast allen Bekannten und der Gesellschaft im Allgemeinen nicht schon ausreichen.

Meine Mutter kommentiert sowas dann immer lapidar mit: die sind am Land aufgewachsen, haben keine Wahl gehabt, können nicht anders, meinen es auch nicht böse.
Das mag so sein. Das mag so stimmen. Manche Menschen hatten keine Wahl.
Ich weiß das, ich muss über das nicht ständig nachdenken, mich schlecht fühlen oder vielleicht deshalb meine Entscheidungen an die ERlebnisse der anderen anpassen. UNd überhaupt, wieso immer ICH? Es war nicht MEINE Entscheidung, es war UNSERE Entscheidung. In der heutigen Zeit gibt es Gott sei Dank immer mehr Männer die begreifen, dass zum Vater sein mehr dazu gehört als nur SPrema abzuliefern und nach 8 Jahren dann mal auf einen Zelt-Ausflug zu fahren.
WIR haben uns bewusst entschieden. Und das geht niemanden etwas an.

Ich habe es schon so satt, mich ständig rechtfertigen zu müssen. Mir, wie gestern auch, anhören zu müssen, dass ich als arbeitende Mutter schuld bin, wenn, und ich zitiere "die Arbeit im Land ausgeht weil die Frauen jetzt alle arbeiten gehen", "die Kinder kein Bitte, Danke und Guten Tag, Auf Wiedersehen mehr kennen", "die Kindererziehung keine Wertschätzung mehr erlebt", "die Kinder abgeschoben werden und dann nur noch vor dem TV sitzen".
Ich mag nicht mehr, ich kann nicht mehr.
Wir reißen uns tagtäglich den Arsch auf, um unserem Sohn eine schöne Kindheit zu verschaffen. Mit allem was dazu gehört. Positivem und Negativem. Ja, wir setzen Grenzen, ja wir kuscheln im Bett, ja, wir essen IMMER gemeinsam, ja, Mama geht mal aus, Papa geht mal aus, und ja, verdammt noch mal, wir gehen auch mal gemeinsam als PAAR und nicht als ELTERN aus, fahren auf Urlaub und Kind darf bei Oma bleiben.
Und wisst ihr was? Es tut uns gut, und damit tut es unserem Sohn gut! Er ist ein kleines glückliches Energiebündel, der genau weiß, dass wir auch mal für kurze Zeit weg sind, aber das es andere Menschen gibt, die ihn lieben und sich um ihn kümmern. Er weiß, dass MAma und Papa wieder kommen und dann ausgeglichener und glücklicher sind.
Und wir wissen, wir entscheiden uns für all das bewusst. WIr haben uns bewusst entschieden, dass auch mein Mann eine Zeit Kinderzeit nimmt, weil wir wussten, dass ich zutiefst unglücklich wäre, wenn ich nicht arbeiten dürfte und könnte, und damit eine zutiefst frustrierte Mutter wäre - was wahrlich nicht gut fürs Kind ist.  Und mein Mann wäre zutiefst unglücklich, hätte er nicht die Gelegenheit bekommen, eine zeitlang bei unserem Sohn zu bleiben.
Es ist wie es ist. 
Bitte nicht falsch verstehen. Ich will keine Lanze für alle arbeitenden Mütter brechen. Aber ich habe es satt, unser Konzept ständig verteidigen zu müssen. Es mag Frauen und Familien geben, deren Weg es ist, trotz jahrelanger guter Ausbildung 5 oder mehr Jahre beim Kind zu bleiben. Deren Männer plötzlich nur mehr Überstunden machen "wegen dem Geld" (da fragt isch im übrigen niemand, ob das evenutell Auswirkungen auf das Kind hat. Fremdeln dem Vater gegenüber gehört ja offenbar auch schon wieder zum guten Ton); wo Frau sich "Nicht vorstellen kann auch nur eine Minute getrennt von ihrem Baby zu sein", und die glauben, dass der einzige Weg zu kindlicher Zufriedenheit die permanente Anwesenheit der Mutter ist. Bitte tut das, bitte macht das.
Aber macht uns nicht verantwortlich für eure Selbstwertmangel, eure fehlende Anerkennung und die fehlende Unterstützung.
Lasst uns unseren Lebensweg gehen, und zwar endlich einmal fernab der dummen, verletzenden und unwahren Kommentare und Weisheiten.
Ein Arbeitskollege meinte mal, "das sind alles Hausfrauen- und Küchenfliesenweisheiten". Mag abwertend klingen, aber mittlerweile sehe ich das genauso.
Punkt.