Freitag, 25. April 2014

Diskriminierung oder Gleichberechtigung?

In der spannenden Odyssee namens Schwangerschaft durften wir ja in Bezug auf „Gleichberechtigung“ oder „Diskriminierung“ schon viel erleben. Angefangen von der Tatsache, dass man als Frau ab dem Beginn des „Outings: ich bin schwanger“ nicht mehr als volles Mitglied der Gesellschaft gilt, sondern eben nur noch als diejenige, die das Kind austrägt, über diverse Menschen, die sich über die Art und Weise wie man sich Kindererziehung teilen will, echauffieren. Ich erinnere nur an die beliebten Sätze: „Du kannst doch als Mutter dein Kind mit ein paar Monaten nicht einfach so abgeben!!“ (kam als Reaktion auf die Karenzzeit meines Mannes), bis hin zu einem Experten der Arbeiterkammer welcher süffisant meinte: „na wenn Sie unbedingt ein solches Modell wählen wollen….“. Man hat es nicht einfach.
Mittlerweile ist ein Ende der Schwangerschaft in Sicht, bald ist es geschafft, aber die Kommentare und Meldungen werden nicht weniger. Außerdem fallen mir immer öfter „falsche Beteiligungen an der Kindererziehung“ auf, von denen ich einfach nicht sicher bin, ob sie diese entstehen, weil die Frau die Kinder nicht loslassen kann und damit dem Mann nicht einmal den Hauch einer Chance gibt, sich wirklich produktiv einzubinden, oder ob es falsche „Gleichberechtigung“ von Männern ist.

Ein Beispiel.
Mein Cousin. Ein Sohn, 4 Jahre, obwohl seine Frau mehr verdient als er blieb trotzdem sie 2 Jahre in Karenz zu Hause. Warum? O-Ton mein Cousin: „ich wollte so gerne in Karenz gehen, aber mein Arbeitgeber meinte, dass ich dann zwar wieder zurückkehren könnte, aber vermutlich meinen Job nach 2 Monaten verlieren würde.“
Das seine Frau ihren Job aufgrund der Schwangerschaft verloren hatte, mit Müh und Not einen neuen fand und der Wunsch nach einem 2. Kind erstmal auf Eis lag damit man sie nicht wieder aufgrund einer Schwangerschaft kündigen kann, das beachtet keiner. Schließlich ist sie ja die Mutter. Aber er wäre ja eh soooo gerne.
Ganz ehrlich? Wenn ich wirklich „soooo gerne“ zu Hause bei meinem Kind bleiben möchte, dann tue ich es. Wir Frauen sind genau dem selben Risiko ausgesetzt, unseren Job aufgrund von Kinderbetreuungszeiten zu verlieren, wie jeder Mann auch. Aber selbst wenn man als Frau mehr verdient, sind unsere Jobs offenbar nicht so viel wert wie die der Männer.

Anderes Beispiel.
Ein Bekannter. Im Gespräch darüber, dass mein Mann ein knappes Jahr zu Hause bleiben wird und ich nur zwei Monate meinte dieser: „Das ist ja toll. Ich wäre ja auch so gerne eine Zeitlang in Karenz gegangen, aber das ging halt aufgrund meiner Selbständigkeit einfach nicht.“
Resultat: mittlerweile sind es zwei Kinder, an den Wochenende schläft der gute Herr gepflegt aus, und wenn es um Grenzen setzen bei Kindern geht ist er eben der „Funfaktor“, die Mama die, die Konsequenzen setzt. Da soll man als Frau nicht frustriert sein? Ich sage ja immer, sie sollte ihn am Wochenende beinhart aus dem Bett treten. Dazu fehlt ihr aber die Energie. Ich schätze nach 5 Jahren Kampf gibt man einfach irgendwann auf.

Bei meinem Mann und mir sind die Rahmenbedingungen mittlerweile fast unwiderruflich fixiert. Die Arbeitgeber wissen Bescheid, die Familie weiß Bescheid, ein Zurück gibt es nicht mehr, und das ist gut so.
Zuletzt im Krankenhaus wurde wieder versucht uns einzureden, dass nur die Mutter in den ersten Lebensmonaten wichtig für das Baby ist. Zusätzlich dazu kam der „Hinweis“: „Sie werden sehen, wenn das Baby mal da ist dann wollen sie gar nicht mehr arbeiten gehen.“
Gut, ich habe mich ja mittlerweile daran gewöhnt, bereits jetzt, Wochen vor der Geburt unseres Sohnes, eine Rabenmutter zu sein. In der letzten Zeit bin ich sogar so weit gekommen, darüber jede Menge Witze zu machen, die übrigens auch nicht jede/r versteht.

Ich denke, dass sich in Fragen der Kinderbetreuung bzw. der Kinderbetreuungsmodelle in Österreich nicht sehr viel ändern wird, wenn sich nicht endlich ein neues Bild im Kopf unserer Gesellschaft durchsetzt. Es gibt mehr, als nur die Mutter für Kinder. Der Vater spielt eine ebenso wichtige Rolle. Ausreden wie der Verdienst und der Jobverlust können auf Dauer einfach nicht gehalten werden! Denn diese Argumente gelten für uns Frauen genauso. Wenn ich bei meinen Kindern sein will, ich einen aktiven Part von Anfang an einnehmen will, dann muss ich ohnehin Abstriche machen. Ein Kind bekommen und dann so tun als würde sich nichts ändern ist nicht nur illusionär sondern fast schon fahrlässig.
Nicht durch das Reden über „gemeinsam“ werden sich Werte und Ansichten ändern, nur durch das gemeinsame „TUN“ wird sich auf Dauer die Blockade in den Köpfen der Menschen lösen.
Längst ist bewiesen, dass ein im Idealfall von Anfang an mehrere (nicht zuviele!!) Bezugspersonen haben sollte. Im Idealfall sind es mindestens zwei: Mutter und Vater.

Ist denn das so schwer zu verstehen?

Mittwoch, 2. April 2014

SSW 34: der Moment, an dem man einfach die Schnauze voll hat. Und es nicht ändern kann.

Es mag hart klingen. Es mag auf einige Menschen irritierend wirken. Es mag für den/die ein oder andere/n vielleicht auch unverständlich sein.
Aber ich bin an einem Punkt angekommen, an dem es einfach nur reicht und ich nichts daran ändern kann.
Meinetwegen gibt es Frauen, die in den letzten Wochen der Schwangerschaft tatsächlich glücklich, vor Vorfreude strahlend und voller Energie herumlaufen. Aber mal ganz ehrlich? Ich habe sie noch nicht getroffen, und um ganz ehrlich zu sein: ich glaube auch, dass das ein Mythos ist.
Das ganze Gewicht des mittlerweile zu einer wirklich stattlichen Größe angewachsenen Bauches ist kaum mehr zu ignorieren. Dabei habe ich nicht mal viel zugenommen! Wenn man jedoch Pensionisten und Pensionistinnen plötzlich ihren Bewegungsdrang und ihre Möglichkeit, radfahrend Besorgungen machen zu können neidisch ist, dann wird es bedenklich. Neulich habe ich mich dabei erwischt, wie ich versonnen einem gut 80-jährigen dabei zugesehen habe, wie er in Schneckentempo die Straße entlang fährt. Genaugenommen hat er gewackelt, kein Wunder bei dem Tempo. Aber wenigstens kann er noch Radfahren!
Ich freue mich schon, wenn ich nach dem Abschiedskuss jeden Morgen von meinem Mann in einem Stück und ohne gröbere Atemausfälle die 15 Treppen zum Erdgeschoss wieder raufsteigen kann. Momentan grenzt es an ein Wunder, wenn ich nur eine Pause machen muss.
Gestern wollte ich zu Hause etwas Yoga machen. Ganz einfach, weil das gute Baby so dermaßen hoch oben liegt, dass es mir nicht nur regelmäßige Rippenprellungen verpasst sondern ich außerdem den ehrlichen Verdacht hege, dass meine Rippen langsam aber sicher angeknackst und schließlich verdrängt werden. Mag vielleicht anatomisch nicht möglich sein. Aber es fühlt sich so an.
Jedenfalls, einige Yogaübungen verhelfen (und das kann ich bestätigen) dazu, das Baby etwas weiter in das Becken hinab zu senken. Oder zumindest hat man das Gefühl.
Ich steh also schwer motiviert, nachdem ich 20 Minuten gebraucht hatte, mich von der Couch zu lösen, da und mache einen auf Yogaatmung und Übung brav ausführen. Leider habe ich die Rechnung ohne meinen veränderten Schwerpunkt gemacht. Glaubt mir, eine fallende Schwangere kann man so schnell nicht auffangen. Und ein schöner Anblick war es obendrein auch nicht, mal abgesehen von meinen Flüchen und dem Heulkrampf.
Ja, ich heule momentan viel rum, und ich stehe dazu. Da ging es nun einige Zeit bergauf, alles war halbwegs fein, ruhig und ausgeglichen, und dann das.
Zuerst der Energieverlust, dann der Appetitrückgang, dann der Magen-Darm-Infekt, dazu das „nicht-mehr-schlafen-können“ und dann auch noch eine undefinierbare Zahnfleischentzündung.
Überall starren einen die Menschen an als würde man sofort und auf der Stelle in aller Öffentlichkeit entbinden, und man selbst muss einsehen, dass nun, im Endspurt, auch die weitesten T-Shirts nicht mehr über den Bauch reichen.
Mittlerweile bin ich sogar auf die Schwester meines Mannes eifersüchtig! Die kann immerhin bei irgend so einem Charitylauf mitmachen. Wenn gleich mitmachen in ihrem Fall wirklich fragwürdig ist, beträgt ihr Laufpensum maximal 2 km in 45 Minuten, aber ja, selbst das würde mir schon reichen.
Würde ich da mitmachen, würde ich 1. Für Verwunderung und Gelächter sorgen und 2. Wirklich die allerletzte im Ziel sein. Selbst spazieren gehen macht keinen Spaß mehr, wenn einen wirklich alles überholt.
Der Gipfel ist, dass selbst die Katze mittlerweile einen Riesenbogen um meinen Bauch macht. Er scheint ihr nun endgültig unheimlich zu sein.
Und jede Frau die behauptet, diese Zeit sei „magisch“, soll mir mal erklären, was an der Tatsache, dass ich meine Fußspitzen nicht mehr sehen kann, baden wirklich nur mit Handy am Wannenrand um notfalls „Rettet die Wale“ alarmieren zu können und der Unfähigkeit, irgendwelche hinuntergefallenen Gestände noch problemlos aufheben zu können, schön sein soll.

Und wenn ich noch ein einziges Mal den Satz „wenn da Baby da ist, ist alles vergessen“ hören sollte, dann starte ich einen Amoklauf! Vermutlich sehr langsam, aber der Wille zählt, nicht wahr?