Samstag, 8. Februar 2014

Die Hochzeitsreise oder Schwangerschaftswoche 5-7

Zwei Wochen Portugal waren gebucht für unsere Flitterwochen. Mit tollem Hotel und eigenem Mietwagen. Viele sportliche Aktivitäten hatten wir geplant und nicht zu vergessen, dass gute portugiesische Essen und der Wein. Den Wein konnte ich mir ja nun leider abschminken, aber das Essen, das würde ich doppelt und dreifach genießen. So war mein Plan. 
Statt „normalem“ Bier trank ich in der ersten Woche des Urlaubs einfach alkoholfreies und fand mich dabei zugegebenermaßen sogar ziemlich kultiviert. Die Mahlzeiten kostete ich von früh bis spät aus. Fisch und Meeresfrüchte in allen Varianten, Fleisch und Gemüseeintöpfe. Ich war kaum satt zu bekommen. Es schmeckte aber auch alles einfach zum niederknien. 
Zusätzlich unternahmen wir viel. Ich fühlte mich topfit und zu allen Schandtaten bereit. Bootsausflüge, Delphin-Watching, schwimmen, Sightseeing, es gab nichts, dass wir nicht sehen und tun wollten, und dank unseres Mietwagens waren wir außerdem unabhängig von allen organisierten Touren und konnten uns den Landstrich „Algarve“ ganz nach unserem eigenen Zeitplan ansehen. 
Sogar mit dem Wetter hatten wir einen Volltreffer gelandet. Die Sonne schien jeden Tag mit angenehmen 26 Grad vom Himmel, und auch die Temperatur des Atlantiks war dank der andauernden Hitzeperiode von 3 Wochen über 40 Grad angenehm warm. Es war also alles in allem perfekt und traumhaft.

Doch auch Urlaubswoche eins folgte Urlaubswoche zwei und damit Schwangerschaftswoche 7. Und damit offenbar eine Radikalumstellung meiner Hormone. 
Es begann damit, dass ich nicht mehr auf dem Bauch schlafen konnte. Nicht etwa, weil mein Bauch bereits zu wachsen begonnen hatte, nein, sondern weil meine Brüste so zu schmerzen begannen, dass ich gar nicht wusste, wohin mit mir. Selbst das eincremen beim und nach dem Duschen wurde die reinste Tortur. Doch das sollte erst der Anfang sein!

Ich erinnere mich noch, dass ich eines Nachts aufwachte, weil mir so dermaßen übel war, dass ich dachte sofort und auf der Stelle direkt neben das Bett kotzen zu müssen. Von wegen Morgenübelkeit! Bei mir kristallisierte sich eine 24-Stunden-Übelkeit heraus!
Nun ist ja das Problem an dieser Schwangerschaftsübelkeit das folgende: sich zu übergeben ist keine Lösung, obwohl es so verlockend und erleichternd scheint! Bei einer Magen- Darm- Grippe ist man ja froh, wenn man alles eimal richtig rauskotzt. Es geht einem danach für zumindest 30 Minuten wieder halbwegs gut. 
Nicht so in der Schwangerschaft. Das ist auch der Grund, warum ich schließlich sehr „geizig“ mit dem zu mir genommenen Essen war. Die Kotzerei war anstrengend, entwürdigend und brachte für nicht einmal 3 Minuten Erleichterung. Dann lieber gleich gar nicht und das bisschen Essen bei mir behalten. Es gab in späterer Folge Situationen, aus denen dann regelrechte „nein, ich geh nicht kotzen“-Kämpfe wurden. Aber dazu später.

Ach ja, und bevor ich es vergesse. Nein, die Übelkeit wurde im Laufe des Tages nicht besser. Wie bereits kurz angeschnitten: sie entwickelte sich zu einer Dauerbegleiterin. Morgens bis abends und in der Nacht. Pause: Fehlanzeige.

Zur Übelkeit gesellte sich ein ungemein großer Widerwille gegen fast alle Lebensmittel. Einige Aversionen waren verständlich, wie Kaffee und Wurstprodukte, andere schlicht und ergreifend mühsam. Dazu gehörten fast alle Brotprodukte, Aufstriche, Fleisch- und Wurstwaren, Getränke (Fruchtsäfte), Tomaten, Champignons, und vieles mehr. Ich kann wirklich nicht alles aufzählen. Meine Tage bestanden also ab der zweiten Urlaubswoche aus dem Kampf, irgendetwas Essbares zu finden, dass meine Übelkeit etwas vertrieb und nicht verstärkte und gleichzeitig meinen Magen angenehm füllen könnte. 
Man macht sich wirklich keine Vorstellung davon, wie schwierig das ist, noch dazu in einem fremden Land. Morgens konnte ich wenigstens am Frühstücksbuffet Obst verschlingen, aber danach wurde es schwierig. Hinzu kam: wenn ich nicht regelmäßig irgendetwas kaute, wurde die Übelkeit unerträglich.

Nicht nur deswegen aber vermutlich auch dadurch wurden meine Stimmungsschwankungen unkontrollierbar. Ich erinnere mich, über einer Tomatensuppe in Tränen ausgebrochen zu sein. Warum, weiß ich gar nicht mehr wirklich. 

Alkohol konnte ich gar nicht mehr riechen, davon wurde mir auf 2 Meter Entfernung schlecht. Nicht einfach für meinen wirklich fürsorglichen Mann. Noch schlimmer war es mit Zigarettenrauch. Vor der Hochzeit hatte ich wieder zu rauchen begonnen, und sofort nach Feststellung der Schwangerschaft aufgehört. Aber dieses Ekelgefühl, dass sich jetzt plötzlich in mir breit machte, wenn ich eine Zigarette auf 10 Meter Entfernung roch, war zum Durchdrehen. Scheinbar rauchen auch mehr Menschen, als mir bis dahin bewusst war, denn überall wo wir spazierten, saßen oder flanierten roch ich dieses widerwärtigen Rauch. 
Das trieb mir im Übrigen auch das eine oder andere Mal die Tränen in die Augen, nicht zu vergessen, dass ich mich beim Frühstück auf der Terrasse mit wildfremden Menschen anlegte, die dachten neben mir gemütlich ihrer morgendlichen Zigarette (vermutlich für beschwerdefreien Stuhlgang) fröhnen zu können. 
Ich bin wirklich keine RaucherInnen-Hasserin. Damals war ich lediglich mit der Situation überfordert. Da werde ich nun mal gerne aggressiv.

Eine, in meinen Augen wesentliche, Veränderung das Sexualleben betreffend hat mir im Vorhinein ebenso keiner gesagt. Genau deshalb muss ich es hier anführen.
Mit der beschriebenen Übelkeit und all den anderen Beschwerden kann man sich lebhaft vorstellen, das Sex nicht unbedingt auf der Tagesordnung stand. Dennoch erinnere ich mich an diese eine Nacht. Ich wachte erschrocken auf, nicht etwa, weil mir wie normal zum Kotzen schlecht war. 
Aber nein. 
Ich hatte einen „feuchten Traum“! Ich wurde quasi vom Orgasmus aufgeweckt. Das hört sich in erster Linie noch ganz fein an. Was mir allerdings niemand sagte war, dass sich durch die vergrößerte Gebärmutter und die verbesserte Durchblutung der Geschlechtsorgane die Kontraktionen der Gebärmutter während des Orgasmus bzw direkt danach regelrecht schmerzhaft anfühlen. Der Bauch wird hart, und man spürt im Detail jeden Zusammenzug der Gebärmutter. Das ganze dauert in etwa 2 Minuten, wobei ich auch schon von Frauen gehört habe, bei denen die Kontraktionen bis zu 20 Minuten dauerten. Also nix von wegen, yeah, ab sofort jede Nacht einmal kommen, im Traum, quasi auf Kommando, ohne viel zu tun. Ich meine, das verdirbt einem wirklich alles!

Ich weiß noch, dass ich im ersten Moment wegen der Schmerzen so erschrocken war, dass ich gar nicht wusste, wie mir passiert und was ich nun tun kann. Mein Mann und ich verbrachten daraufhin den nächsten Morgen damit, dieses Phänomen zu googlen, da ich natürlich eine Heidenangst hatte, das ein Orgasmus nun dem Baby schaden können. 
Ich kann offizielle Entwarnung geben: ein Orgasmus und die dazugehörigen Kontraktionen sind nicht schädlich und außerdem etwas offenbar ganz normales, von dem einfach keiner erzählt.  Vermutlich aus falscher Scham. Oder weil viele schwangere Frauen immer noch dem Mythos glauben, dass man in der Schwangerschaft keinen Sex haben darf.
Wie auch immer, an alle schwangeren Frauen die sexuell aktiv sind: habt weiter eure Orgasmen, lasst euch den Spaß am Sex bloß nicht verderben! 
Auch wenn ich vorhin erwähnt hatte, dass es in dieser Woche für mich einfach andere Dinge gab, die wichtiger war als ständiger Sex: Es sollte bald eine Zeit kommen, in welcher Sexualität wieder einen hohen Stellenwert bekommen und auch uneingeschränkt toll wenn nicht sogar phänomenal sein würde. So eine vermehrte Durchblutung der Geschlechtsteile hat eben auch sein Gutes.

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