Bereits Monate bevor wir, mein Mann und ich, beschlossen, ein Kind zu
zeugen, verbrachten wir Stunden, nein, Tage damit darüber zu sprechen und zu
diskutieren, wie wohl alles sein würde. Wie wir „es“ machen wollten. Genau
genommen, wer wie lange zu Hause bleibt, wer seinen Job eine Zeit lang hinten
anstellt, oder ob das überhaupt jemand tun muss. Wir waren uns schnell einig,
dass wir uns die Karenz teilen wollten, dass wir uns außerdem für die Variante
des einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeldes entscheiden würden oder, im Falle dass die andere 12+2 Variante des pauschalen Kinderbetreuungsgeldes wirtschaftlich sinnvoller wäre, eben diese.
Aber nicht nur das. Ich im speziellen wollte, dass mein Mann im Detail
auf das Leben mit einem Kind vorbereitet sein würde und sich auch der
Veränderungen bewusst sein sollte. Ich bestellte Buch um Buch, vorwiegend
„autobiographisch“ angehauchte Literatur, in welcher schonungslos dargestellt
wurde, wie anstrengend und mühsam die ersten Monate mit Baby sein würden. Ja, sogar
einen Roman, in dem ein Mann sich ganz alleine um das Kind kümmert, weil die
Mutter des Kindes arbeiten geht und nicht zu Hause bleiben will, habe ich
besorgt und meinem Mann vor die Nase gelegt. Er hat dieses Buch, und auch die anderen, verschlungen und war teilweise entsetzt darüber, wie benachteiligt Männer in der Kindererziehung behandelt werden und wie wenig selbstverständlich es immer noch ist, dass Männer in Kinderbetreuung und -erziehung miteingebunden werden.
Wie auch immer könnte man also sagen, wir waren gut vorbereitet. Zumindest besser als
viele andere. Wir hatten keine Illusionen über „das Leben danach“.
Wir haben die Rechnung leider ohne die Schwangerschaft gemacht.
Mindestens ich hatte diesen Teil, diesen ziemlich großen Teil, einfach
ignoriert, nicht beachtet, so als ob 9 Monate wie im Flug vergehen würden und
eine Schwangerschaft kein besonderer Einschnitt im Leben sein würde.
Bullshit.
Und das ist auch einer der Gründe für diesen Blog. Niemand, wirklich niemand,
hat mich auf diese Zeit vorbereitet. Ja, man kann im Internet alle möglichen
Websites finden, in welchen im Detail die Entwicklung des Babies erklärt wird.
Ja, sogar Apps gibt es mittlerweile. Vermutlich kann man alles finden. Nur die
Wahrheit nicht.
Niemand bereitet einen auf die Vorurteile und Klischees vor, mit denen
man plötzlich konfrontiert ist. Niemand erzählt einem ehrlich, wie furchtbar
die ersten 3-4 (in meinem Fall 6) Monate sein können. Vor allem erwähnte niemand die Intensität,
die eine Verleugnungs- und Verdrängungsphase haben kann.
Nun, ich habe es am eigenen Leib erlebt: die Diskriminierungen, die
Rollenzuschreibungen, die Vorurteile, das Verdrängen und Verleugnen und zu
guter Letzt, die körperlichen Symptome. Und da ich denke, dass es auch anderen
Frauen so erging und ergehen wird, schreibe ich dies nun hier nieder. Als Stütze. Als
„Ratgeber“. Als Erzählung. Oder vielleicht auch nur um anderen Frauen und Männern zu
zeigen: ihr seid nicht alleine.
Liebe Nina!
AntwortenLöschenSuper Sache, dieser Blog. Ich finde es toll, dass du die Dinge beim Namen nennst und kein Problem damit hast zu sagen, dass auch eine Wunschschwangerschaft nicht nur rosa Wölkchen und tralala ist. Bei mir wird's zwar noch ein bisschen dauern, aber ich sehe mich schon diese Seite aufrufen, wenn ich dann mal Ansprache oder Verständnis brauche, die mir mein Umfeld nicht bieten kann oder will.
Kudos auch dafür, dass ihr euren Weg geht und euch nichts dreinreden lasst. Obwohl ich da bei dir eh keine Angst hätte ;)
Toi toi toi und alles Gute euch dreien!