Nicht genug, dass ich mit allen möglichen hormonellen und
körperlichen Veränderungen zu kämpfen
hatte. Zusätzlich wird man, sobald man „guter Hoffnung“ ist, vor zahlreiche
finanzielle Entscheidungen gestellt. Damit meine ich nicht die Anschaffung von
Mobiliar für ein Kinderzimmer, obschon die Kuriositäten in diesem Bereich auch
grenzenlos zu sein scheinen. Nein.
Es beginnt alles mit der Möglichkeit, den kleinen wachsenden Menschen in
sich quasi rund um die Uhr begutachten zu können und die Entwicklung des
Lebewesens von A-Z zu kontrollieren. Ja, ich meine kontrollieren. Stichwort „pränatale
Diagnostik“. Ich will hier gar keine (wissenschaftliche) Debatte über diese
durchaus auch sinnvolle medizinische Errungenschaft herauf beschwören. Es ist
mir sehr bewusst, dass dieser Fortschritt für einige Menschen durchaus seine Berechtigung
und Sinnhaftigkeit hat. Dennoch fühlten wir uns als werdende Eltern zunächst
einmal komplett überfordert und in zweiter Linie fast schon verpflichtet, im
Wohle des Kindes, alle nur möglichen pränatalen Tests durchführen zu lassen.
Als die Gynäkologin uns von den diversen Methoden erzählte, und das wir alsbald
eine Entscheidung treffen müssen, welche wir nutzen möchten da es ansonsten „eng
mit den Terminen in den Krankenhäusern werden kann“ fühlte ich mich schlichtweg
unter Druck gesetzt. Daraus resultierend war meine erste Reaktion, an meinen
Mann gerichtet:
„Machen wir alles. Nackenfaltenmessung (€60,-), Combined Test (€200,-),
Organscreening (€150,-) und sollten Folgeuntersuchungen notwendig sein, diese
auch. Und einen 3D-Ultraschall will ich auch, egal was es kostet, ich will ja
wissen, wie mein Baby aussieht!!!“
Man bekommt also einen Zettel mit, auf welchem alle möglichen
Untersuchungen draufstehen, kreuzt die gewollten an, und gibt den Zettel
alsbald wieder bei der Gynäkologin ab.
Zwei Wochen später stand ich vor der Sprechstundenhilfe, kleinlaut um
ein neues Formular bittend.
Wir hatten einfach zu viel herumgekritzelt und im Endeffekt war nicht
mehr zu erkennen, was wir jetzt wollten oder ob wir überhaupt irgendetwas
wollten.
Schlussendlich haben wir uns, nach reiflicher Überlegung, gegen alle
zusätzlichen Untersuchungsmöglichkeiten ausgesprochen. Warum? Die Frage ist
doch immer: was mache ich, wenn es eine Wahrscheinlichkeit für eine
Missbildung/Behinderung gibt? Manche Tests werden zu einem Zeitpunkt durchgeführt,
der weit jenseits des Befruchtungsdatums liegt. Soll heißen, dass Baby wäre zu
diesem Zeitpunkt vielleicht schon spürbar. Und dann treibe ich es noch ab,
aufgrund einer Wahrscheinlichkeit? Ich kritisiere hier niemanden, der diese
Möglichkeit wahrgenommen hat. Wir haben uns dagegen entschieden, und ich bin
heilfroh, denn ganz ehrlich, nachdem sich der kleine Racker in mir das erste
Mal bemerkbar gemacht hatte, hätte ich nie und nimmer aufgrund einer Wahrscheinlichkeit
eine Abtreibung durchführen lassen können. Dann doch lieber „nur“ die
vorgeschriebenen Tests und Ultraschalltermine. Geld gespart haben wir auch. Und
zwar eine Menge.
Aber es geht ja noch weiter! Wie bereits erwähnt werden Schwangere ja in
allen Bereichen der Industrie aufs Korn genommen. Das beginnt bei der Vermarktung
von speziellem Öl zur Verhinderung von Schwangerschaftsstreifen. Je teurer,
desto besser wird suggeriert. Würde ich all diese Produkte ernsthaft kaufen,
ich schwöre, ich würde kurz vorm Privatkonkurs stehen. €25,- für eine kleine Flasche
Öl? Echt? Und die vollbringt dann Wunder? Gut, ich bin ja generell nicht der
Typ für teure Kosmetika, und auch die Anzahl der Produkte in meinem Badezimmer lassen
sich an einer Hand abzählen. Aber wieviel Geld man für den Gag der „Verhinderung
von Schwangerschaftsstreifen“ ausgeben kann, ist ja fast schon skurril. Liebe Frauen,
es ist wissenschaftlich belegt, dass es zunächst einmal auf die Beschaffenheit des
Bindegewebes ankommt und zweitens regelmäßiges eincremen zwar helfen KANN aber
nicht MUSS, diesen unerwünschten Makel einzudämmen. Denn wenn die Veranlagung dazu
da ist, hilft auch eine Creme um €25,- nichts mehr. Selbst wenn du darin
badest. Eincremen ist natürlich gut und notwendig für die strapazierte Haut in
der Schwangerschaft, aber dazu reicht (laut Hautarzt) jedes Hautöl, sogar
stinknormales Olivenöl kann man nehmen oder die billigste Hautcreme vom Lidl.
Punkt.
Munter weiter geht das Geld-ausgeben schließlich bei Dingen, die Baby
laut Werbung dringend braucht. Eine extra Wickelkommode muss her (im Endeffekt eine
stinknormale Kommode mit ein paar Laden), die, vermutlich aufgrund der Namensgebung,
nicht unter €200,- zu haben ist. Ein Babyschrank (also ein gewöhnlicher Kleiderschrank),
eine Babybadewanne (bekommt man zwar schon günstig und braucht man unbestritten
auch, es gibt jedoch Modelle um sage und schreibe €150,-. Was die dann genau
anders machen, konnte ich nicht herausfinden. Vielleicht baden die das Baby von
selbst. Oder haben Internetanschluss.), gefolgt von Babyphones mit Bildschirm und
Nachtsichtmodus, damit man das Baby auch IMMER im Blick hat. Kostenpunkt
€150,-. Ehrlich, da muss man doch den Kopf schütteln und sich wundern, oder? Auch
eine interessante Erfahrung ist der Versuch, sich einen Kinderwagen
anzuschaffen. Es gibt Modelle, die kosten €1000, und können gar nix, außer
fahren. Die kann man nicht mal umbauen. Ich weiß nicht, wofür man das ganze Geld
in diesem Fall bezahlt. Aber vermutlich ist auch hier irgendwo etwas ganz
besonders tolles eingebaut, oder der Stoff ist ganz besonders exotisch und
trendy. Ich weiß es nicht. ich kann ob dieses Wahnsinns nur meinen Kopf
schütteln. Soviel Geld könnte ich gar nicht haben, dass ich alles in solch
unnötige Anschaffungen investieren würde. Jedoch kann ich nachvollziehen, dass
man durchaus verführt ist, sich das teuerste vom teuersten anzuschaffen um auch
wirklich „nur das Beste für das Baby“ zu wollen. Bei manchen Dingen war auch ich geneigt, den
einen oder anderen Euro zu viel auszugeben. Gott sei Dank habe ich jedoch einen
sehr vernünftigen und pragmatischen Mann, und eine Mama sowie Freundinnen, die
ehrlich sind. Stichwort Wickelkommode (mein favorisiertes Modell hätte €250,-
gekostet).
Oh-Ton Mama:
„Um ehrlich zu sein, ich hatte eine. Aber genutzt hab ich sie nie. Das
war zu unpraktisch. Ich hab dich gerne am Boden auf einer Decke oder am
Küchentisch mit einer darunterliegenden Wickelauflage gewickelt. Und sobald du
gekrabbelt bist war an ein wickeln in aller Ruhe sowieso nicht mehr zu denken.
Spar dir das Geld und besorg dir eine Wickelunterlage.“
Dank eine lieben Freundin hab ich so ein Ding jetzt daheim. Kostenlos.
Gerne zitiere ich auch wieder einmal meine Oma:
„Mein Gott, deine Mutter hat am liebsten im Wäschekorb geschlafen. Für
das Baby zählt sowieso nur, das es bequem ist und dass eine Bezugsperson da
ist. Ob das Ding jetzt €500,- gekostet hat oder ausgeliehen ist, ist einem Kind
vollkommen schnurz.“
Auch im Sinne eines Umweltgedanken finde ich die Idee vom Ausleihen oder
Gebrauchtes schenken lassen gar nicht schlecht. Dem Kind ist es egal, mir auch,
wir sparen Geld und die Umwelt wird geschont. Ist doch perfekt, oder?
Für diejenigen, die keine Freundinnen, die bereits Mütter sind, haben:
es gibt wunderbare Tauschportale oder Flohmärkte im Internet zu finden. Gibt es
was Besseres?
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