Montag, 17. März 2014

SSW 28: Andere Frauen…

Es ist nun wirklich kein Geheimnis: ich bin kein besondern großer Fan von Frauen, und andere Frauen auch nicht von mir. Ich will damit nicht sagen, dass ich Freundschaften zum weiblichen Teil der Bevölkerung von vornherein ausschließe. Gar nicht. 
Doch leider musste ich schon viele Enttäuschungen auf dem Gebiet der Frauenfreundschaften aushalten, außerdem nerven mich das Herumgezicke, die gegenseitige Eifersucht und allen voran die Unehrlichkeit, das „hintenrum“, einfach gewaltig. Wobei man natürlich nichts pauschalisieren kann. Es gibt immer wieder Ausnahmen! 
Generell halte ich es jedoch lieber wie die Männer: gerade heraus, ohne Umschweife, auch mal „zu hart“ wenn man will, aber zumindest weiß jede und jeder, woran er/sie ist. Das ist im übrigen auch der Grund, warum man mich in der Frauenwelt nicht besonders mag. Und auch sensible Männer reagieren gerne mal verstört auf meine Art. Wie auch immer habe ich gelernt, damit umzugehen, und es stört mich auch nicht weiter.

In einer Schwangerschaft steht man jedoch vor der Herausforderung, in allen angebotenen Kursen sowie bei allen Infoabenden fast ausschließlich mit Frauen konfrontiert zu sein. Das war auch der Grund, warum ich es bis zuletzt vermieden hatte, irgendwelche (unnötigen) Kurse zu besuchen (ganz ehrlich: „Wehensingen“? Man nenne mich unaufgeschlossen, aber irgendwo geht’s dann zu weit…“). Ganz vermeiden lässt es sich dann aber nicht, zumal ich ja mir und dem ungeborenen Kind was Gutes tun will, und die Heimyoga-DVD dann letztendlich doch nur zur Zierde herumliegt. 
Überraschenderweise durfte ich feststellen, dass der von mir lange recherchierte und mit Sorgfalt ausgewählte "Yogakurs für Schwangere" durchaus von tollen Frauen besucht wird. Zumindest habe ich nicht das Gefühl, das mein Bauchumfang in jeder Übungseinheit genauestens begutachtet wird, so auf die Art: hat sie viel zugenommen? Ist mein Bauch größer/kleiner/schöner/runder?
Wie komme ich darauf, dass das überhaupt passieren könnte? Nun ja. Wie ich feststellen durfte, braucht es für eben derartige Kommentare nicht mal einen Kurs mit anderen Schwangeren. Nein, es reicht unbedacht zu einem Seminar zu schlendern und auf halbem Weg eine „Kollegin“ zu treffen. Das Ganze hat sich in etwa zu zugetragen:

Sie: „Hallo du, wie geht’s dir denn? Alles fit?“
Ich: „Danke, geht sehr gut.“
Sie (auf meinen Bauch starrend): „Sag, wie weit bist du denn jetzt?“
Ich: „28. Woche.“
Sie (Augen aufreißend): „Na bumm, DAFÜR hast du aber schon einen Riesenbauch!!! Wahnsinn!“
Ich: „ … „

Ja, richtig. Stille. Ich, die normalerweise für schlagfertige Kommentare berühmt berüchtigt ist war baff. Was soll ich sagen, die Schwangerschaft verlangsamt mich. Ich starrte also auf meinen Bauch, starrte sie an, und murmelte irgendwas von „äh, räusper, grummel,…“. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich nicht in Tränen ausgebrochen bin. Leider hatte mich die Gute auch noch an einem schlechten Tag erwischt. Einem, an dem ich sowieso zartbehäutet wie ein frisch geschlüpftes Kücken war.
Nichts desto trotz spielte sich in meinem Kopf die nächsten 10 Minuten und dann noch den restlichen Abend das Folgende ab, und ich möchte im Vorhinein warnen: die Schwangerschaft führt bei mir zu ausgeprägten Gewaltfantasien und Gehässigkeiten.

Reaktion Szenario 1: „na Gott sei Dank kenne ich eine Expertin wie dich, die genau weiß, wie eine Frau in welchem Stadium der Schwangerschaft auszusehen hat!“
Reaktion Szenario 2: „Ich weiß, das wirkt so bei mir, weil ich vor der Schwangerschaft immer einen so beneidenswert flachen Bauch hatte.“
Reaktion Szenario 3: gestreckte Faust mitten ins Gesicht der Betroffenen. „Deine Nase blutet aber ganz schön dafür, dass das nur der Schlag einer Schwangeren war.“
Reaktion Szenario 4: gestreckte Faust ins Gesicht. „Tut mir leid, auf Dummheit reagiere ich immer mit roher Gewalt.“

Nun ja, vor lauter Empörung sms-te ich diese Frechheit an meinen Mann und meine beste Freundin.
Reaktion Mann: „Ned aufregen babe! Ignorieren, lächeln, Arschloch denken. Love you and your sexy Bauch.“
Reaktion beste Freundin: „Blöde Kuh. Wenn du mir sagst wo sie wohnt lauere ich ihr auf und geb ich eine auf die Nuss.“

Zumindest haben mich die beiden Reaktionen ein bisschen beruhigt. Der Vollständigkeit halber habe ich dann auch noch meine Mutter angerufen, um ihr mein Leid zu klagen (wenn mir eine meines Erachtens nach Ungerechtigkeit widerfährt, muss ich das möglichst vielen Menschen mitteilen). Die lachte doch tatsächlich ins Telefon hinein. Laut und schallend. Ich war irritiert und fragte verwirrt nach, was denn daran bitte so lustig sei, habe diese unmögliche Person mich doch auf äußerste beleidigt. Meine Mutter meinte nur ganz gelassen:
„Ist nur gut zu wissen, dass sich in mancher Hinsicht die Zeiten nicht ändern. Andere Frauen wissen es immer besser, und ich weiß nicht, wer schlimmer ist. Die, die Kinder haben, oder die kinderlosen. Zu mir kam 2 Wochen nach der Geburt eine entfernte Tante, musterte mich von oben bis unten und meinte trocken: „Der Arsch bleibt dir“. Und sie meinte mein Hinterteil. Kindchen, über solch blöden Kommentaren musst du drüber stehen. Lass dir ein dickes Fell wachsen, die Ratschläge und die Vorgaben wie du auszusehen hast werden noch schlimmer werden. Warte mal, bis sich die ersten in deine Erziehung einmischen. Da musst du entspannt drüber stehen. Und es gibt keine Faustregel wie groß ein Bauch zu sein hat. Bei dir hatte ich am Ende einen Bauchumfang von 110cm, und 4 Wochen nach der Geburt hatte ich mein Ausgangsgewicht wieder. Lass die Leute reden.“

Und das ist der feine Unterschied zwischen Männern und Frauen: ich habe ja die Erfahrung gemacht, dass die Kommentare mancher Männer zu schwangeren Frauen zumeist von Unwissen und dummen Klischees geprägt sind, die man gut entkräften kann.
Frauen hingegen sind gehässig.

Eine Bekannte meinte mal auf meine Schilderung, dass mein Mann in Karenz gehen würde:
„Aja, ich habe ein Freundin, die dachte auch, dass das eine gute Idee wäre wenn ihr Mann daheim bliebe. Brauchst nicht glauben, die ganze Arbeit bleibt an ihr hängen. Also stell dich schon darauf ein, dass dein Mann dir alles übrig lässt. Ich für meinen Teil hätte ja meine Kinder niemals jemand anderem überlassen können, da hätte ich mich wie eine Rabenmutter gefühlt.“
Danke auch. An diesem Tag war ich jedoch gut in Fahrt und noch nicht schwangerschaftsbedingt verlangsamt in meinen Gedanken und gab ihr Konter:
„Du hättest auch die Möglichkeit nicht gehabt, immerhin hat dich dein Mann nach der Geburt des ersten Kindes sitzen lassen und beim zweiten hat er sogar einen Vaterschaftstest verlangt. Du hättest deine Kinder gar niemand anderem geben können. Aja, und zur Info mussten mein Mann und ich über Aufteilung des Haushalts nie diskutieren, weil wir das von vornherein ohne etwas auszumachen so gemacht haben. Das ist bei uns kein Thema, nicht mal im Streit. Also….“

Ja, ich gebe zu, das war gemein und unter der Gürtellinie. Aber warum sollte man auf wirklich unqualifizierte und zumeist von Neid geprägte Aussagen nicht auch mal spontan gemein antworten dürfen? Ich muss mich ja auch wehren! Außerdem verteidige ich meinen Mann gerne. Immerhin hat man selten solch ein Glück mit einem männlichen Exemplar. Das muss auch mal gesagt werden.
Diese Bekannte kommentierte Wochen später süffisant meine Erzählung, dass ich von einer Freundin einen total günstigen gebrauchten Fläschenwärmer erhalten habe:
„Ach so, du brauchst das ja vermutlich, weil du wieder arbeiten gehen willst und das Kind beim Vater lassen musst. Ich habe ja NIE Fläschen gebraucht….“
Unnötig zu erwähnen, dass sich diese Bekanntschaft fürs erste erledigt hat.


Mittwoch, 12. März 2014

(Un-)freiwilliger Verzicht auf Alkohol oder „alkoholfreier Wein ist KEIN Traubensaft"

Mein Mann hat Geburtstag und feiert mit einer Jamsession/Party. Men only versteht sich. Ort des Vergnügens ist unser Keller mit Bandraum. Prinzipiell freue ich mich für ihn. Monatelang, fast jahrelang versucht er vergebens die Jungs zu so einem Treffen zu bewegen, aber an irgendetwas scheiterte es bisher immer. 
Wenn man mal die 30 überschritten hat, gibt es schnell mal eine Ausrede: „ich habe an dem Freitag davor eine Zahn-OP und werde mich am Wochenende davon erholen müssen.“, „Meine Freundin hat an dem Abend endlich mal keinen Nachtdienst.“, „Ich muss SO früh raus, da ich eine Skitour gehe…“. Die paar Jungs, die jünger als 30 sind, erfinden gar keine Ausreden sondern melden sich gleich gar nicht. Und wenn doch, haben sie besseres vor. „Da ist aber die 2-Euro-Party in …“.
Wie gesagt prinzipiell. Ganz brave Ehefrau sollte ich besonnen hier oben sitzen und ihm viel Spaß wünschen.
Ich habe es auch ehrlich versucht. Spätestens um 17 Uhr, als er bereits mit 4 Bier intus und stark nach Zigaretten duftend rauf kam, um nach mir zu sehen, war’s vorbei. Ich war gerade dabei, eine Atemübung zu machen, da ich dank der 28. Woche meiner Schwangerschaft immer öfter an unbequemer Atemnot leide. Der Fernseher auf volle Lautstärke aufgedreht, um das Gedudel und „Gejame“ der „Band“ zumindest etwas ausblenden zu können, steht der Hausherr plötzlich vor mir mit den Worten:
„Hört man die Musik eh nicht zu laut?“
„Es geht...“ versichere ich, und alles was ich mir denke, als er wieder in die Tiefen des Hauses entschwindet ist: Himmel, was bin ich neidisch. Will auch Bier trinkend und Zigaretten rauchend auf einer Party herumsitzen, mit dem einzigen Gedanken an den morgigen Kater. Nicht an Kurzatmigkeit, Sodbrennen und Verspannungen im Rückenbereich denken. 
Ich vermisse es, das unbeschwerte Leben, mit allen Möglichkeiten des Genusses. Ja, jetzt ist es raus. Am Anfang der Schwangerschaft konnten Alkohol und Zigaretten gar nicht weit genug weg von mir sein, doch das Blatt hat sich gewendet. Ich gebe es ehrlich zu: ich vermisse mein Achterl Weißwein am Abend, meine Genusszigarette nach dem Essen und das sorgenfreie herumlungern in lauten, stickigen Lokalen, ohne das einem ein Ungeborenes in die Eingeweide tritt.
In meiner Verzweiflung hatte ich mir vor Weihnachten sogar alkoholfreien Wein im Internet bestellt. Sauteuer das Zeug, und weit von Traubensaft entfernt. Der Alkohol des Weines wird auf irgendeine mir total egale Art und Weise aus dem Wein gefiltert. Das Ergebnis ist gar nicht mal schlecht. Aber natürlich trotz allem nur ein kleines Überbrückungspflaster. Was freue ich mich auf meinen Geburtstag, der nach der Geburt unseres Sohnes sein wird! Ich weiß jetzt schon, welchen Wein ich trinken werde, und ich kann es kaum erwarten.

In der Zwischenzeit kämpfe ich mich durch das Hauptabendprogramm, höre die Jungs lachen, stell mir ihre glücklichen, Bier-trinkenden Gesichter vor und schwöre mir: wehe, wenn ich wieder unschwanger bin! Dann gibt’s eine Party, die sich gewaschen hat. Da können die Jungs sich dann hinten anstellen! So schaut’s aus!