Es ist nun wirklich kein Geheimnis: ich bin kein besondern großer Fan von Frauen, und
andere Frauen auch nicht von mir. Ich will damit nicht sagen, dass ich
Freundschaften zum weiblichen Teil der Bevölkerung von vornherein ausschließe.
Gar nicht.
Doch leider musste ich schon viele Enttäuschungen auf dem Gebiet der
Frauenfreundschaften aushalten, außerdem nerven mich das Herumgezicke, die
gegenseitige Eifersucht und allen voran die Unehrlichkeit, das „hintenrum“, einfach gewaltig. Wobei man natürlich nichts pauschalisieren kann. Es gibt immer wieder Ausnahmen!
Generell halte ich es jedoch lieber wie die Männer: gerade heraus, ohne
Umschweife, auch mal „zu hart“ wenn man will, aber zumindest weiß jede und
jeder, woran er/sie ist. Das ist im übrigen auch der Grund, warum man mich in der
Frauenwelt nicht besonders mag. Und auch sensible Männer reagieren gerne mal verstört auf meine Art. Wie auch immer habe ich gelernt, damit umzugehen,
und es stört mich auch nicht weiter.
In einer Schwangerschaft steht man jedoch vor der Herausforderung, in
allen angebotenen Kursen sowie bei allen Infoabenden fast ausschließlich mit
Frauen konfrontiert zu sein. Das war auch der Grund, warum ich es bis zuletzt
vermieden hatte, irgendwelche (unnötigen) Kurse zu besuchen (ganz ehrlich:
„Wehensingen“? Man nenne mich unaufgeschlossen, aber irgendwo geht’s dann zu
weit…“). Ganz vermeiden lässt es sich dann aber nicht, zumal ich ja mir und dem
ungeborenen Kind was Gutes tun will, und die Heimyoga-DVD dann letztendlich
doch nur zur Zierde herumliegt.
Überraschenderweise durfte ich feststellen, dass
der von mir lange recherchierte und mit Sorgfalt ausgewählte "Yogakurs für Schwangere" durchaus von tollen Frauen besucht wird. Zumindest habe ich
nicht das Gefühl, das mein Bauchumfang in jeder Übungseinheit genauestens
begutachtet wird, so auf die Art: hat sie viel zugenommen? Ist mein Bauch
größer/kleiner/schöner/runder?
Wie komme ich darauf, dass das überhaupt passieren könnte? Nun ja. Wie ich feststellen durfte, braucht es für eben derartige Kommentare nicht
mal einen Kurs mit anderen Schwangeren. Nein, es reicht unbedacht zu einem
Seminar zu schlendern und auf halbem Weg eine „Kollegin“ zu treffen. Das Ganze hat sich in etwa zu zugetragen:
Sie: „Hallo du, wie geht’s dir denn? Alles fit?“
Ich: „Danke, geht sehr gut.“
Sie (auf meinen Bauch starrend): „Sag, wie weit bist du denn jetzt?“
Ich: „28. Woche.“
Sie (Augen aufreißend): „Na bumm, DAFÜR hast du aber schon einen
Riesenbauch!!! Wahnsinn!“
Ich: „ … „
Ja, richtig. Stille. Ich, die normalerweise für schlagfertige Kommentare
berühmt berüchtigt ist war baff. Was soll ich sagen, die Schwangerschaft verlangsamt
mich. Ich starrte also auf meinen Bauch, starrte sie an, und murmelte irgendwas
von „äh, räusper, grummel,…“. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich nicht in Tränen ausgebrochen bin. Leider hatte mich die Gute auch noch an einem schlechten Tag erwischt. Einem, an dem ich sowieso zartbehäutet wie ein frisch geschlüpftes Kücken war.
Nichts desto trotz spielte sich in meinem Kopf die nächsten 10 Minuten und dann noch den
restlichen Abend das Folgende ab, und ich möchte im Vorhinein warnen: die
Schwangerschaft führt bei mir zu ausgeprägten Gewaltfantasien und Gehässigkeiten.
Reaktion Szenario 1: „na Gott sei Dank kenne ich eine Expertin wie dich,
die genau weiß, wie eine Frau in welchem Stadium der Schwangerschaft auszusehen
hat!“
Reaktion Szenario 2: „Ich weiß, das wirkt so bei mir, weil ich vor der
Schwangerschaft immer einen so beneidenswert flachen Bauch hatte.“
Reaktion Szenario 3: gestreckte Faust mitten ins Gesicht der
Betroffenen. „Deine Nase blutet aber ganz schön dafür, dass das nur der Schlag
einer Schwangeren war.“
Reaktion Szenario 4: gestreckte Faust ins Gesicht. „Tut mir leid, auf
Dummheit reagiere ich immer mit roher Gewalt.“
Nun ja, vor lauter Empörung sms-te ich diese Frechheit an meinen Mann
und meine beste Freundin.
Reaktion Mann: „Ned aufregen babe! Ignorieren, lächeln, Arschloch
denken. Love you and your sexy Bauch.“
Reaktion beste Freundin: „Blöde Kuh. Wenn du mir sagst wo sie wohnt lauere ich ihr auf und geb ich eine auf die Nuss.“
Zumindest haben mich die beiden Reaktionen ein bisschen beruhigt. Der
Vollständigkeit halber habe ich dann auch noch meine Mutter angerufen, um ihr
mein Leid zu klagen (wenn mir eine meines Erachtens nach Ungerechtigkeit
widerfährt, muss ich das möglichst vielen Menschen mitteilen). Die lachte doch
tatsächlich ins Telefon hinein. Laut und schallend. Ich war irritiert und
fragte verwirrt nach, was denn daran bitte so lustig sei, habe diese unmögliche
Person mich doch auf äußerste beleidigt. Meine Mutter meinte nur ganz gelassen:
„Ist nur gut zu wissen, dass sich in mancher Hinsicht die Zeiten nicht
ändern. Andere Frauen wissen es immer besser, und ich weiß nicht, wer schlimmer
ist. Die, die Kinder haben, oder die kinderlosen. Zu mir kam 2 Wochen nach der
Geburt eine entfernte Tante, musterte mich von oben bis unten und meinte
trocken: „Der Arsch bleibt dir“. Und sie meinte mein Hinterteil. Kindchen, über
solch blöden Kommentaren musst du drüber stehen. Lass dir ein dickes Fell
wachsen, die Ratschläge und die Vorgaben wie du auszusehen hast werden noch
schlimmer werden. Warte mal, bis sich die ersten in deine Erziehung einmischen.
Da musst du entspannt drüber stehen. Und es gibt keine Faustregel wie groß ein
Bauch zu sein hat. Bei dir hatte ich am Ende einen Bauchumfang von 110cm, und 4
Wochen nach der Geburt hatte ich mein Ausgangsgewicht wieder. Lass die Leute
reden.“
Und das ist der feine Unterschied zwischen Männern und Frauen: ich habe ja die Erfahrung gemacht, dass die Kommentare mancher Männer zu
schwangeren Frauen zumeist von Unwissen und dummen Klischees geprägt sind, die
man gut entkräften kann.
Frauen hingegen sind gehässig.
Eine Bekannte meinte mal auf meine Schilderung, dass mein Mann in Karenz
gehen würde:
„Aja, ich habe ein Freundin, die dachte auch, dass das eine gute Idee
wäre wenn ihr Mann daheim bliebe. Brauchst nicht glauben, die ganze Arbeit
bleibt an ihr hängen. Also stell dich schon darauf ein, dass dein Mann dir alles
übrig lässt. Ich für meinen Teil hätte ja meine Kinder niemals jemand anderem
überlassen können, da hätte ich mich wie eine Rabenmutter gefühlt.“
Danke auch. An diesem Tag war ich jedoch gut in Fahrt und noch nicht
schwangerschaftsbedingt verlangsamt in meinen Gedanken und gab ihr Konter:
„Du hättest auch die Möglichkeit nicht gehabt, immerhin hat dich dein
Mann nach der Geburt des ersten Kindes sitzen lassen und beim zweiten hat er
sogar einen Vaterschaftstest verlangt. Du hättest deine Kinder gar niemand
anderem geben können. Aja, und zur Info mussten mein Mann und ich über
Aufteilung des Haushalts nie diskutieren, weil wir das von vornherein ohne
etwas auszumachen so gemacht haben. Das ist bei uns kein Thema, nicht mal im
Streit. Also….“
Ja, ich gebe zu, das war gemein und unter der Gürtellinie. Aber warum
sollte man auf wirklich unqualifizierte und zumeist von Neid geprägte Aussagen
nicht auch mal spontan gemein antworten dürfen? Ich muss mich ja auch wehren!
Außerdem verteidige ich meinen Mann gerne. Immerhin hat man selten solch ein
Glück mit einem männlichen Exemplar. Das muss auch mal gesagt werden.
Diese Bekannte kommentierte Wochen später süffisant meine Erzählung,
dass ich von einer Freundin einen total günstigen gebrauchten Fläschenwärmer
erhalten habe:
„Ach so, du brauchst das ja vermutlich, weil du wieder arbeiten gehen
willst und das Kind beim Vater lassen musst. Ich habe ja NIE Fläschen
gebraucht….“
Unnötig zu erwähnen, dass sich diese Bekanntschaft fürs erste erledigt
hat.