Donnerstag, 31. März 2016

Warum ich meinen Ehemann nicht huldige....

Seitdem wir Eltern geworden sind und uns die Kindererziehung und den Haushalt teilen, hat der Großteil der Gesellschaft meinen Mann und mich in zwei ganz eindeutige Schemata gesteckt:

Ich - die böse, arbeitende Mutter, der immer wieder Fragen wie: "wo ist denn dein Kind? Wer passt auf dein Kind auf? So lange fährst du auf Fortbildung und lässt dein Kind alleine?" gestellt werden.

Mein Mann - der Held. Wenn er mal vier Tage durchgehend über Nacht auswärts ist, wird das nicht einmal eines Kommentares gewürdigt. Wenn er vier Tage snowboarden mit Freunden fährt wird das höchstens mit einem "ja, ds hat er sich wohl verdient" quitiert.

Ich sehe das nicht ganz so. Genaugenommen kann ich nicht einmal ansatzweise nachvollziehen, warum man einen Mann und Vater gerade zu huldigt und verehrt, nur weil er seinen Part der Partnerschaft und Kindererziehung übernimmt. Warum man ihm eine Auszeit zugesteht, wenn eine Frau jedoch mal "zur Erholung" mit Freundinnen wegfährt, sie sich fast immer und überall rechtfertigen muss. Oder sich von selbst rechtfertigt. 

 

Die Rollenverteilung in Österreich sieht nun mal nicht vor, dass eine Mutter auch eine Frau mit Bedürfnissen jenseits der Kindererziehung ist. Leider scheint es, als sehen in Österreich und Deutschland die Menschen es immer noch als ungewöhnlich an, wenn sich Männer ganz selbstverständlich an Hausarbeit und Erziehung beteiligen. 
Die Huldigung von selbständigen Männern, welche ihre Verantwortung zu Hause schlichtweg wahrnehmen, nimmt teilweise drastische Formen an. Im Supermarkt werden sie beglückwünscht, wenn sie mit dem Nachwuchs einkaufen gehen, auf dem Spielplatz, obwohl Männer hier nicht mehr ganz so eindeutig zu den Exoten zählen, werden sie neugierig beäugt und von (meiner Meinung nach frustrierten) (Haus-)Frauen umgarnt.

Da stellt sich mir die Frage: Wann wurde denn eine Frau jemals auf ein Podest gehoben, weil sie zwei Ladungen Waschmaschinen gewaschen, Essen gekocht und das Kind ins Bett gebracht hat? Wann hat man Frauen jemals Rosen gestreut, weil sie das Kind vom Kindergarten abholt oder dreißig Stunden statt Vollzeit arbeitet?
Richtig. Nie. Es ist selbstverständlich. Auch für die meisten Frauen.



Hat sich mal jemand überlegt, was für einen Keil das eigentlich zwischen ein Paar treiben kann, wenn einer immer das große Lob einheimst während der andere dafür genau null Anerkennung bekommt . Wohlgemerkt für die gleiche Sache.

Man kann es irgendwann nicht mehr hören und die Stimmung heizt sich auf. Erst neulich wieder wurde mir gesagt: "hach, du hast ja so ein Glück mit deinem Mann, der geht auch mal raus mit dem Kleinen und macht was im Haushalt. Von alleine. Davon kann ich nur träumen."

Liebe Frauen die ihr so denkt, hier mal ein kurzes Statement dazu:

Ihr seid zum großen Teil selbst Schuld an der Misere.
Zum ersten: dann sucht euch von Anfang an einen Mann, der sich zu gleichen Teilen und vor allem VON SELBST (bevor das Kind da ist) an der normalen Hausarbeit beteiligt. Wer jetzt sagt, von denen gibt es wenige: stimmt nicht. Man muss sie nur lassen und ihnen nicht ständig reinreden. Wenn mir immer einer reinredet, dass er etwas besser kann, kapituliere ich auch irgendwann und lass es ihn selbst machen.


Zweitens: redet VOR der Kinderzeugung über eure Vorstellungen des gemeinsamen Lebens. Wenn das kleine Baby mal da ist, bleibt keine Zeit dafür.

Drittens - auch wenn ich mich wiederhole: Lasst die Männer doch einfach machen. Sie wollen zum Großteil von ganz alleine Teil des Ganzen sein! Wie oft habe ich schon erlebt, dass Frauen die Männer gar nicht lassen
Da hört man unter anderem von getrennten Betten, damit der Partner schlafen kann. 
Geht's noch? Man mag mich streng nennen, auch gemein hab ich schon gehört. Aber zum Kinder-zeugen gehören zwei, warum sollte dann plötzlich nur mehr eine die ganze Arbeit haben? Und ja: Kinder erziehen ist Arbeit. Für beide. Punkt.
 
Ich höre schon die Argumentation: ja, aber der muss ja fit sein für die Arbeit! 

Ach ja, und die Frau, die beim Baby zu Hause bleibt, kann sich erlauben, übermüdet und entkräftet zu sein? Sie hat ja "nur" die Verantwortung für ein kleines Lebewesen?
Nein, natürlich ist der Job da wichtiger.....Wehe eine arbeitende Frau würde sich selbst aus dem Schlafzimmer ausquartieren, damit sie zur Ruhe kommt. Ach ja, stimmt. Frauen machen das normalerweise nicht.

Da kann ich nur den Kopf schütteln.

Mein schlichtes Plädoyer: liebe Frauen, bevor ihr euch ständig beschwert, dass euer Mann dieses und jenes nicht macht, dass er sich die Frechheit heraus nimmt und ins Fitnessstudio geht, überlegt euch doch lieber mal, wann ihr das letzte Mal etwas nur für euch gemacht habt. Und dann tut es. Und lasst den Mann mit Kind alleine. Nicht nur eine STunde. Einen Tag, ein paar Tage, eine Woche. Männer können das. Meistens besser als wir glauben.
Und wenn ihr das nicht schafft: dann hört doch wenigstens auf, euch darüber zu beschweren. Die Kraft etwas zu verändern liegt immer in einem selbst.