Zwei Wochen Portugal waren gebucht für unsere Flitterwochen. Mit tollem
Hotel und eigenem Mietwagen. Viele sportliche Aktivitäten hatten wir geplant
und nicht zu vergessen, dass gute portugiesische Essen und der Wein. Den Wein
konnte ich mir ja nun leider abschminken, aber das Essen, das würde ich doppelt
und dreifach genießen. So war mein Plan.
Statt „normalem“ Bier trank ich in der
ersten Woche des Urlaubs einfach alkoholfreies und fand mich dabei
zugegebenermaßen sogar ziemlich kultiviert. Die Mahlzeiten kostete ich von früh
bis spät aus. Fisch und Meeresfrüchte in allen Varianten, Fleisch und
Gemüseeintöpfe. Ich war kaum satt zu bekommen. Es schmeckte aber auch alles
einfach zum niederknien.
Zusätzlich unternahmen wir viel. Ich fühlte mich
topfit und zu allen Schandtaten bereit. Bootsausflüge, Delphin-Watching,
schwimmen, Sightseeing, es gab nichts, dass wir nicht sehen und tun wollten,
und dank unseres Mietwagens waren wir außerdem unabhängig von allen organisierten
Touren und konnten uns den Landstrich „Algarve“ ganz nach unserem eigenen
Zeitplan ansehen.
Sogar mit dem Wetter hatten wir einen Volltreffer gelandet. Die
Sonne schien jeden Tag mit angenehmen 26 Grad vom Himmel, und auch die
Temperatur des Atlantiks war dank der andauernden Hitzeperiode von 3 Wochen
über 40 Grad angenehm warm. Es war also alles in allem perfekt und traumhaft.
Doch auch Urlaubswoche eins folgte Urlaubswoche zwei und damit Schwangerschaftswoche 7. Und damit
offenbar eine Radikalumstellung meiner Hormone.
Es begann damit, dass ich nicht mehr auf dem Bauch schlafen konnte. Nicht etwa, weil mein Bauch bereits zu wachsen
begonnen hatte, nein, sondern weil meine Brüste so zu schmerzen begannen, dass ich gar
nicht wusste, wohin mit mir. Selbst das eincremen beim und nach dem Duschen wurde
die reinste Tortur. Doch das sollte erst der Anfang sein!
Ich erinnere mich noch, dass ich eines Nachts aufwachte, weil mir so
dermaßen übel war, dass ich dachte sofort und auf der Stelle direkt neben das
Bett kotzen zu müssen. Von wegen Morgenübelkeit! Bei mir kristallisierte sich eine 24-Stunden-Übelkeit heraus!
Nun ist ja das Problem an dieser
Schwangerschaftsübelkeit das folgende: sich zu übergeben ist keine Lösung, obwohl es so verlockend und erleichternd scheint! Bei einer Magen- Darm- Grippe ist man ja froh, wenn man
alles eimal richtig rauskotzt. Es geht einem danach für zumindest 30 Minuten wieder
halbwegs gut.
Nicht so in der Schwangerschaft. Das ist auch der Grund, warum
ich schließlich sehr „geizig“ mit dem zu mir genommenen Essen war. Die Kotzerei
war anstrengend, entwürdigend und brachte für nicht einmal 3 Minuten
Erleichterung. Dann lieber gleich gar nicht und das bisschen Essen bei mir
behalten. Es gab in späterer Folge Situationen, aus denen dann regelrechte
„nein, ich geh nicht kotzen“-Kämpfe wurden. Aber dazu später.
Ach ja, und bevor ich es vergesse. Nein, die Übelkeit wurde im Laufe des
Tages nicht besser. Wie bereits kurz angeschnitten: sie entwickelte sich zu einer Dauerbegleiterin. Morgens bis
abends und in der Nacht. Pause: Fehlanzeige.
Zur Übelkeit gesellte sich ein ungemein großer Widerwille gegen fast
alle Lebensmittel. Einige Aversionen waren verständlich, wie Kaffee und
Wurstprodukte, andere schlicht und ergreifend mühsam. Dazu gehörten fast alle
Brotprodukte, Aufstriche, Fleisch- und Wurstwaren, Getränke (Fruchtsäfte),
Tomaten, Champignons, und vieles mehr. Ich kann wirklich nicht alles aufzählen.
Meine Tage bestanden also ab der zweiten Urlaubswoche aus dem Kampf, irgendetwas
Essbares zu finden, dass meine Übelkeit etwas vertrieb und nicht verstärkte und gleichzeitig meinen Magen angenehm füllen könnte.
Man
macht sich wirklich keine Vorstellung davon, wie schwierig das ist, noch
dazu in einem fremden Land. Morgens konnte ich wenigstens am Frühstücksbuffet
Obst verschlingen, aber danach wurde es schwierig. Hinzu kam: wenn ich nicht
regelmäßig irgendetwas kaute, wurde die Übelkeit unerträglich.
Nicht nur deswegen aber vermutlich auch dadurch wurden meine Stimmungsschwankungen unkontrollierbar.
Ich erinnere mich, über einer Tomatensuppe in Tränen ausgebrochen zu sein.
Warum, weiß ich gar nicht mehr wirklich.
Alkohol konnte ich gar nicht mehr
riechen, davon wurde mir auf 2 Meter Entfernung schlecht. Nicht einfach für meinen
wirklich fürsorglichen Mann. Noch schlimmer war es mit Zigarettenrauch. Vor der
Hochzeit hatte ich wieder zu rauchen begonnen, und sofort nach Feststellung der
Schwangerschaft aufgehört. Aber dieses Ekelgefühl, dass sich jetzt plötzlich in
mir breit machte, wenn ich eine Zigarette auf 10 Meter Entfernung roch, war zum
Durchdrehen. Scheinbar rauchen auch mehr Menschen, als mir bis dahin bewusst
war, denn überall wo wir spazierten, saßen oder flanierten roch ich dieses
widerwärtigen Rauch.
Das trieb mir im Übrigen auch das eine oder andere Mal die
Tränen in die Augen, nicht zu vergessen, dass ich mich beim Frühstück auf der
Terrasse mit wildfremden Menschen anlegte, die dachten neben mir gemütlich
ihrer morgendlichen Zigarette (vermutlich für beschwerdefreien Stuhlgang)
fröhnen zu können.
Ich bin wirklich keine RaucherInnen-Hasserin. Damals war ich
lediglich mit der Situation überfordert. Da werde ich nun mal gerne aggressiv.
Eine, in meinen Augen wesentliche, Veränderung das Sexualleben
betreffend hat mir im Vorhinein ebenso keiner gesagt. Genau deshalb muss ich es
hier anführen.
Mit der beschriebenen Übelkeit und all den anderen Beschwerden kann man
sich lebhaft vorstellen, das Sex nicht unbedingt auf der Tagesordnung stand.
Dennoch erinnere ich mich an diese eine Nacht. Ich wachte erschrocken auf,
nicht etwa, weil mir wie normal zum Kotzen schlecht war.
Aber nein.
Ich hatte einen
„feuchten Traum“! Ich wurde quasi vom Orgasmus aufgeweckt. Das hört sich in
erster Linie noch ganz fein an. Was mir allerdings niemand sagte war, dass sich
durch die vergrößerte Gebärmutter und die verbesserte Durchblutung der
Geschlechtsorgane die Kontraktionen der Gebärmutter während des Orgasmus bzw direkt danach regelrecht
schmerzhaft anfühlen. Der Bauch wird hart, und man spürt im Detail jeden
Zusammenzug der Gebärmutter. Das ganze dauert in etwa 2 Minuten, wobei ich auch
schon von Frauen gehört habe, bei denen die Kontraktionen bis zu 20 Minuten
dauerten. Also nix von wegen, yeah, ab sofort jede Nacht einmal kommen, im
Traum, quasi auf Kommando, ohne viel zu tun. Ich meine, das verdirbt einem wirklich alles!
Ich weiß noch, dass ich im ersten Moment wegen der Schmerzen so
erschrocken war, dass ich gar nicht wusste, wie mir passiert und was ich nun
tun kann. Mein Mann und ich verbrachten daraufhin den nächsten Morgen damit,
dieses Phänomen zu googlen, da ich natürlich eine Heidenangst hatte, das ein Orgasmus
nun dem Baby schaden können.
Ich kann offizielle Entwarnung geben: ein Orgasmus
und die dazugehörigen Kontraktionen sind nicht schädlich und außerdem etwas
offenbar ganz normales, von dem einfach keiner erzählt. Vermutlich aus falscher Scham. Oder weil viele schwangere Frauen immer noch dem Mythos glauben, dass man in der Schwangerschaft keinen Sex haben darf.
Wie auch immer, an alle schwangeren Frauen die sexuell aktiv sind: habt weiter eure Orgasmen, lasst euch den Spaß am Sex bloß nicht
verderben!
Auch wenn ich vorhin erwähnt hatte, dass es in dieser Woche für mich
einfach andere Dinge gab, die wichtiger war als ständiger Sex: Es sollte bald
eine Zeit kommen, in welcher Sexualität wieder einen hohen Stellenwert bekommen
und auch uneingeschränkt toll wenn nicht sogar phänomenal sein würde. So eine
vermehrte Durchblutung der Geschlechtsteile hat eben auch sein Gutes.
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