Mittwoch, 2. April 2014

SSW 34: der Moment, an dem man einfach die Schnauze voll hat. Und es nicht ändern kann.

Es mag hart klingen. Es mag auf einige Menschen irritierend wirken. Es mag für den/die ein oder andere/n vielleicht auch unverständlich sein.
Aber ich bin an einem Punkt angekommen, an dem es einfach nur reicht und ich nichts daran ändern kann.
Meinetwegen gibt es Frauen, die in den letzten Wochen der Schwangerschaft tatsächlich glücklich, vor Vorfreude strahlend und voller Energie herumlaufen. Aber mal ganz ehrlich? Ich habe sie noch nicht getroffen, und um ganz ehrlich zu sein: ich glaube auch, dass das ein Mythos ist.
Das ganze Gewicht des mittlerweile zu einer wirklich stattlichen Größe angewachsenen Bauches ist kaum mehr zu ignorieren. Dabei habe ich nicht mal viel zugenommen! Wenn man jedoch Pensionisten und Pensionistinnen plötzlich ihren Bewegungsdrang und ihre Möglichkeit, radfahrend Besorgungen machen zu können neidisch ist, dann wird es bedenklich. Neulich habe ich mich dabei erwischt, wie ich versonnen einem gut 80-jährigen dabei zugesehen habe, wie er in Schneckentempo die Straße entlang fährt. Genaugenommen hat er gewackelt, kein Wunder bei dem Tempo. Aber wenigstens kann er noch Radfahren!
Ich freue mich schon, wenn ich nach dem Abschiedskuss jeden Morgen von meinem Mann in einem Stück und ohne gröbere Atemausfälle die 15 Treppen zum Erdgeschoss wieder raufsteigen kann. Momentan grenzt es an ein Wunder, wenn ich nur eine Pause machen muss.
Gestern wollte ich zu Hause etwas Yoga machen. Ganz einfach, weil das gute Baby so dermaßen hoch oben liegt, dass es mir nicht nur regelmäßige Rippenprellungen verpasst sondern ich außerdem den ehrlichen Verdacht hege, dass meine Rippen langsam aber sicher angeknackst und schließlich verdrängt werden. Mag vielleicht anatomisch nicht möglich sein. Aber es fühlt sich so an.
Jedenfalls, einige Yogaübungen verhelfen (und das kann ich bestätigen) dazu, das Baby etwas weiter in das Becken hinab zu senken. Oder zumindest hat man das Gefühl.
Ich steh also schwer motiviert, nachdem ich 20 Minuten gebraucht hatte, mich von der Couch zu lösen, da und mache einen auf Yogaatmung und Übung brav ausführen. Leider habe ich die Rechnung ohne meinen veränderten Schwerpunkt gemacht. Glaubt mir, eine fallende Schwangere kann man so schnell nicht auffangen. Und ein schöner Anblick war es obendrein auch nicht, mal abgesehen von meinen Flüchen und dem Heulkrampf.
Ja, ich heule momentan viel rum, und ich stehe dazu. Da ging es nun einige Zeit bergauf, alles war halbwegs fein, ruhig und ausgeglichen, und dann das.
Zuerst der Energieverlust, dann der Appetitrückgang, dann der Magen-Darm-Infekt, dazu das „nicht-mehr-schlafen-können“ und dann auch noch eine undefinierbare Zahnfleischentzündung.
Überall starren einen die Menschen an als würde man sofort und auf der Stelle in aller Öffentlichkeit entbinden, und man selbst muss einsehen, dass nun, im Endspurt, auch die weitesten T-Shirts nicht mehr über den Bauch reichen.
Mittlerweile bin ich sogar auf die Schwester meines Mannes eifersüchtig! Die kann immerhin bei irgend so einem Charitylauf mitmachen. Wenn gleich mitmachen in ihrem Fall wirklich fragwürdig ist, beträgt ihr Laufpensum maximal 2 km in 45 Minuten, aber ja, selbst das würde mir schon reichen.
Würde ich da mitmachen, würde ich 1. Für Verwunderung und Gelächter sorgen und 2. Wirklich die allerletzte im Ziel sein. Selbst spazieren gehen macht keinen Spaß mehr, wenn einen wirklich alles überholt.
Der Gipfel ist, dass selbst die Katze mittlerweile einen Riesenbogen um meinen Bauch macht. Er scheint ihr nun endgültig unheimlich zu sein.
Und jede Frau die behauptet, diese Zeit sei „magisch“, soll mir mal erklären, was an der Tatsache, dass ich meine Fußspitzen nicht mehr sehen kann, baden wirklich nur mit Handy am Wannenrand um notfalls „Rettet die Wale“ alarmieren zu können und der Unfähigkeit, irgendwelche hinuntergefallenen Gestände noch problemlos aufheben zu können, schön sein soll.

Und wenn ich noch ein einziges Mal den Satz „wenn da Baby da ist, ist alles vergessen“ hören sollte, dann starte ich einen Amoklauf! Vermutlich sehr langsam, aber der Wille zählt, nicht wahr?

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