Mein Mann hat Geburtstag und feiert mit einer Jamsession/Party. Men only
versteht sich. Ort des Vergnügens ist unser Keller mit Bandraum. Prinzipiell
freue ich mich für ihn. Monatelang, fast jahrelang versucht er vergebens die
Jungs zu so einem Treffen zu bewegen, aber an irgendetwas scheiterte es bisher
immer.
Wenn man mal die 30 überschritten hat, gibt es schnell mal eine Ausrede:
„ich habe an dem Freitag davor eine Zahn-OP und werde mich am Wochenende davon
erholen müssen.“, „Meine Freundin hat an dem Abend endlich mal keinen
Nachtdienst.“, „Ich muss SO früh raus, da ich eine Skitour gehe…“. Die paar
Jungs, die jünger als 30 sind, erfinden gar keine Ausreden sondern melden sich
gleich gar nicht. Und wenn doch, haben sie besseres vor. „Da ist aber die
2-Euro-Party in …“.
Wie gesagt prinzipiell. Ganz brave Ehefrau sollte ich besonnen hier oben
sitzen und ihm viel Spaß wünschen.
Ich habe es auch ehrlich versucht. Spätestens um 17 Uhr, als er bereits
mit 4 Bier intus und stark nach Zigaretten duftend rauf kam, um nach mir zu
sehen, war’s vorbei. Ich war gerade dabei, eine Atemübung zu machen, da ich
dank der 28. Woche meiner Schwangerschaft immer öfter an unbequemer Atemnot
leide. Der Fernseher auf volle Lautstärke aufgedreht, um das Gedudel und
„Gejame“ der „Band“ zumindest etwas ausblenden zu können, steht der Hausherr
plötzlich vor mir mit den Worten:
„Hört man die Musik eh nicht zu laut?“
„Es geht...“ versichere ich, und alles was ich mir denke, als er wieder
in die Tiefen des Hauses entschwindet ist: Himmel, was bin ich neidisch. Will
auch Bier trinkend und Zigaretten rauchend auf einer Party herumsitzen, mit dem
einzigen Gedanken an den morgigen Kater. Nicht an Kurzatmigkeit, Sodbrennen und
Verspannungen im Rückenbereich denken.
Ich vermisse es, das unbeschwerte Leben,
mit allen Möglichkeiten des Genusses. Ja, jetzt ist es raus. Am Anfang der
Schwangerschaft konnten Alkohol und Zigaretten gar nicht weit genug weg von mir
sein, doch das Blatt hat sich gewendet. Ich gebe es ehrlich zu: ich vermisse
mein Achterl Weißwein am Abend, meine Genusszigarette nach dem Essen und das
sorgenfreie herumlungern in lauten, stickigen Lokalen, ohne das einem ein
Ungeborenes in die Eingeweide tritt.
In meiner Verzweiflung hatte ich mir vor Weihnachten sogar alkoholfreien
Wein im Internet bestellt. Sauteuer das Zeug, und weit von Traubensaft
entfernt. Der Alkohol des Weines wird auf irgendeine mir total egale Art und
Weise aus dem Wein gefiltert. Das Ergebnis ist gar nicht mal schlecht. Aber
natürlich trotz allem nur ein kleines Überbrückungspflaster. Was freue ich mich
auf meinen Geburtstag, der nach der Geburt unseres Sohnes sein wird! Ich weiß
jetzt schon, welchen Wein ich trinken werde, und ich kann es kaum erwarten.
In der Zwischenzeit kämpfe ich mich durch das Hauptabendprogramm, höre
die Jungs lachen, stell mir ihre glücklichen, Bier-trinkenden Gesichter vor und
schwöre mir: wehe, wenn ich wieder unschwanger bin! Dann gibt’s eine Party, die
sich gewaschen hat. Da können die Jungs sich dann hinten anstellen! So schaut’s
aus!
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